Zusammenfassung Sitzung AWEL vom 05.06.2012 betreffend Wiederaufwertung Sihl beim Hauptbahnhof
Die Sitzung war im Bereich meiner Erwartungen, leider. Hochwasserschutz über alles!
Rückblick:
Mit dem Hochwasser im August 2005, bei dem 280 m3/s an Wassermassen unter dem HB durchgeflossen sind und die Sihl einen 2¼ Meter höheren Pegelstand hatte, wurde das AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft) aufgeschreckt. Nun musste dringend etwas unternommen werden (obwohl das Problem eigentlich schon seit Jahrzehnten bekannt war).
Dringend hiess dann, dass man 2 Jahre später mit dem Bau der Durchmesserlinie (kurz DML) die Auflandungen oberhalb und unterhalb der Sihl abbaggerte, damit 1. während der Bautätigkeiten das Wasser ungestört abfliessen konnte und 2. bei einem nochmaligen Hochwasser keine Vorwürfe an die Adresse des AWEL gelangen konnte (man hätte nichts unternommen).
Ausgangslage:
In der Verfügung der Baudirektion von 2007 wurde dem SFVZ zugestanden, dass nach den Bautätigkeiten – DML eine Wiederaufwertung der Sihl vorgenommen würde.
Zwischenzeitlich wurde das Gewässerschutzgesetz per 01.01.2011 revidiert und die Kantone haben vom Bund ein Zeitfenster für Revitalisierungen bekommen; Entscheide bis 2014 festlegen, Umsetzungen ab 2020.
Die Wiederaufwertung, also die Wiederherstellung des von den Baggerungen betroffenen Gewässerabschnittes auf den Stand vor 2007, hat eigentlich nichts mit einer Revitalisierung zu tun. Leider vermischt sich da das langwierige Thema Hochwasserschutz mit unseren Forderungen und dem vom Bund auferlegten Terminen bezüglich Revitalisierungen. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass sich das AWEL betreffend Wiederaufwertung nicht bei mir gemeldet hat. Der Anstoss zur Sitzung musste also vom SFVZ kommen.
Die Sitzung vom 05.06.2012:
Die Vertreter vom UBS Revier 354, Schanzengrabenrevier 422 und vom stark betroffenen Sihlrevier 410 bekamen zuerst einmal einen 10-minütigen Film zum Thema Hochwasser präsentiert. Danach nochmals 10 Minuten Ausführungen über Lösungsmöglichkeiten sowie dem dazugehörigen Zeitfenster zu diesem Thema.
Bevor ich meine Vorschläge zur Wiederaufwertung des Sihlabschnittes vortragen durfte, wurde seitens AWEL klargemacht, dass der Bereich rund um den HB Zürich tabu für jegliche bauliche Massnahmen im Fluss sei. Dies wäre vor der Bevölkerung nicht zu vertreten. Der Hochwasserschutz und die Sicherheit der Stadt Zürich hätten oberste Priorität. Punkt!
Zur Klarstellung was beim AWEL und beim Regierungsrat oberste Priorität bedeuten, hier die Details:
Die 1. Variante, um die Stadt Zürich vor einem Extremhochwasser (550m3/s) zu schützen, wäre ein Entlastungsstollen höhe Thalwil. Wobei das Sihlwasser in den Zürichsee abfliessen würde. Wieviel m3/s es genau wären, ist Stand der Abklärungen. Die Funktionalität ist aber unbestritten. Kostenpunkt 130 Mio CHF, welche einem Schadenpotenzial von 5 Milliarden CHF gegenüberstehen. Bauende ca. 2018.
Die 2. Variante ist die Vergrösserung des Pumpstollens Sihlsee zum Kraftwerk Etzel. Von den Kosten her viel interessanter, jedoch frühestens erst per 2026 (!) fertig zu stellen.
Bis eines der beiden Projekte fertig gestellt ist, wird keine Wiederaufwertung des Sihlabschnittes in Betracht gezogen.
Jeder vernünftige Mensch würde nun die 1. Variante sofort umsetzen, da die Hochwassersicherheit so schnell wie möglich gewährleistet werden muss. Unverständlicherweise werden beide Varianten noch geprüft und man tendiert eher zu Variante 2…
Man beachte: seit dem Hochwasser 2005 sind bereits 7 Jahre vergangen. Bis der Entlastungsstollen betriebsbereit wäre würden nochmals 6 Jahre vergehen. Doch nimmt man mit dem Etzelprojekt sogar weitere 8 Jahre in kauf. Das würde heissen, dass die Stadt Zürich erst 21 Jahre nach dem grossen Hochwasser sicher würde! Gleichzeitig stellt das AWEL fest, dass die Unwetter in den letzten Jahrzehnten häufiger und stärker geworden sind. Somit riskieren Politik und Amt eine Überschwemmung der Stadt Zürich in den nächsten 14 Jahren!
Bemerkungen:
Den dringenden Hochwasserschutz mit obigen Begründungen vor die Wiederaufwertung zu stellen, stösst bei mir auf Unverständnis. Das hiesse für uns, dass in der Sihl die nächsten 6 bis 14 Jahre die katastrophale Flusssohle (10 cm Wassertiefe) bestehen bleibt. Fischwanderung ade!
Nur um es klarzustellen: der SFVZ möchte natürlich in keinerlei Hinsicht mit baulichen Massnahmen in der Sihl die Stadt Zürich gefährden!
Vorschlag AWEL:
Das AWEL sicherte mir nach langer Diskussion zu, dass meine Vorschläge möglicherweise in Modellversuchen mitberücksichtigt werden, um die Aufwertungsmöglichkeiten im Rahmen des Hochwasserschutzes zu prüfen. Diese Modellversuche werden 2014 abgeschlossen sein. Jedoch sollte der Bereich um den Bahnhof eigentlich gar kein Thema sein. Gütigerweise werden nun meine Vorschläge berücksichtigt…
Der Zielwert für die Modellversuche bewegt sich bei 250-300 m3/s. Das heisst, mittels diversen Varianten (Buhnen, Kiesbänke, Auflandungen, grosse Steine) wird geprüft, ob diese Wassermassen problemlos abfliessen könnten.
Ich hab nachgeschaut, was der Spitzenwert im 2005 (Bild: Daten BAFU) war: 280 m3/s **
Das AWEL will nun tatsächlich mittels Modellversuchen testen, was 2005 bereits funktioniert hat!? Logischerweise müsste ich also per 2014 grünes Licht für unsere Wiederaufwertungsmassnahmen bekommen!
Weiteres Vorgehen:
Aufgrund der Tatsache, dass diese Modellversuche nur Zeit und Geld verschwenden und während der nächsten Jahre im betroffenen Sihlabschnitt keine natürliche Fischwanderung möglich ist, werde ich einen neuen Antrag hierfür an die Adresse des AWEL richten.
Marc Peter
Präsident SFVZ